#2by altsteirer.at » Tuesday 20. May 2008, 01:36
Ich habe schlicht und ergreifend bereits als Jugendlicher ein Fallennest in der BRD gesehen, doch jenes von Arbeiter (siehe Buch) ist deutlich praxisnäher. Wenn man erfolgreiche Zuchtarbeit machen möchte, kann man nicht anders vorgehen, als bei Großvieh oder eben die Hybridkonzerne, nämlich über Fallennester die Leistung messen.
Erst da kommt man drauf, dass jede Henne diverse spezifische Parameter hat: Eigewicht (streut bist zu 10 g, dennoch hat jede Henne klarer Weise ein durchschnittliches Eigewicht). Dass nämlich einige Leute anhand der Eiform die Henne erkenne ist im Prinzip auch ein Märchen, weil nicht nur die Eiform pro Henne streut, sondern auch diverse Hennen ähnliche Eiformen haben können. Somit geht auch da ohne Fallennest nix.
Jede Henne hat auch eine spezifische Furchtbarkeit, d. h. Prozentsatz an Küken/ Bruteier einer Henne. Die Brütereien müssen etwa mindestens 85 % Schlupfrate haben, das ist bei den Formalisten sein sehr seltener Traumwert und natürlich auch vererblich. Offenbar sind einzelnen Hennen nur bedingt in der Lage die Vitalstoffe (Spurenelemente, Vitamine, was auch immer) an die Bruteier weiterzugeben.
Schlussendlich hat jedes Tier einen Zuchtwert (Qualität der Nachzucht). Tiere mit hohem Zuchtwert erkenne ich auch nur über Fallennest, zumindest bei den Hennen. Doch auch bei Hähnen muss man erst über die Nachzucht feststellen, ob der Hahn das Eigewicht oder die Legeleistung verbessert oder eben nicht. Auch da wurden bei mir die Erwartungen anhand der Abstammung oft nicht erfüllt.
Wichtig ist auch die genetische Drift. Einzelne Tiere haben viele Lebendküken, andere haben oft nur ein Küken aus 5 Eiern. So driftet der Bestand Richtung einzelner Tiere, was auch die Inzuchtsteigerung hochschellen lässt. Fremden Hähne, wo man das wieder senken kann, brachten bei mir, v. a. bei den Wildbraunen, eigentlich immer Rückschläge, etweder braune Brustfedern mit allen Zuchthennen, oder ein anderer hob die Schnupfendisposition in der Nachzucht und senkte auch das Eigewicht, verbessert hat er allerdings den Schautyp sehr deutlich. Ein V-Tier (vorzüglich), das unter 50 g legt, war bei mir bei den Wildbraunen immer ein U-Tier (ungenügend > Suppentopf). Bei den Formalisten, die von keiner Henne einen Zuchtwert kennen, ist es aber umgekehrt.
Ich muss hier leider DI Dr. Gilnreiner (Gründungsmitglied St 10) zitieren: "Die Kleintierzüchter sind Genvernichter". Er hat im Prinzip das zuvor Beschriebenen gemeint.
Ich weiß von fast allen Zuchttieren, das persönliche Bruteigewicht, weil meine Küken sogar separat schlüpfen, also nicht Horde je Henne, sondern separater Fächer je Küken. Eigentlich wollte ich auch mal eine diesbezügliche genet. Disposition verifzieren, doch das ist mir nicht gelungen, weil ich einfach in dem kleinen Rahmen die Quantität nicht erreicht bzw. ausgewertet habe. Allenfalls wär es noch im Nachhinein möglich, weil ich ja alle Daten über Jahre vorliegen habe, wenn auch nur in der Brutperiode. Allerdings setze ich auch im Sommer die Fallennester ein, weil die Hennen unterschiedlich früh in die Mauser kommen. Mit Sicherheit kann man auch da selektieren und die berühmte "Gaußsche Glockenkurve" feststellen. Doch wenn man so viele Parameter verfolgt, wie ich, ist man schon froh, wenn Rassetyp und Eigewicht mal stimmen. Allein schon die Schnupfenresistenz hat mir 3 - 5 Jahre intensive Zuchtarbeit und Selektion gekostet. Nun bin ich aber deutliche über den Berg. Meine Wildbraunen (Genmasse S, also von Schmidt), war anfangs kaum anfällig. Daher war dieser eine 95 Punkte Hahn, den ich mal bei einer Bundesschau kaufte, diesbezüglich ein klarer Negativvererber. Andere hätten da bestimmt schon das Wort "Inzucht" in den Mund genommen.
Ich kenne meine Pedigress sehr genau, verpaare auch maximal entfernt, daher gibt es auch keine Inzuchtdepression. Wenn man die Pedigrees meiner Zuchttiere leist, so staune ich immer wieder, dass es so gut wie nie Vollgeschwister gibt, die ohnehin nie verpaart werden.
Ich konnte 2 - 3 Jahre das Eigewicht kaum verbessern, weil einer der ersten Hauptbeschäler von einer Henne stammte, die zwar dem Standard gut entsprach auch in der Leistung ok war, doch ein Eigew. von 48 g hatte. Allerdings war ihr Sohne ein mind. 94 Pkte. Hahn mit geradem Kamm. Alle anderen Hähne hatten Wickelkamm. Auch da braucht man Jahre, bis am hier der Sportzucht gerecht wird, was ich bis zur Legereife auch berücksichtige.
Ich hoffe, ich konnte die Fragen etwas im gewünschten Sinn beantworten.
Viele Grüße und Erfolg bei Eurem Projekt vom
altsteirer.at